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Wenn Helfer Hilfe brauchen

Landkreis Schaumburg. "Wenn Helfer Hilfe brauchen" war das Motto zum Auftakt eines Pilotlehrgangs der Kreisfeuerwehr Schaumburg.

Gruppenbild Feuerwehrleute vor Einsatzwagen

Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehren erleben in Einsätzen immer wieder Situationen, die sich belastend auf die psychische Gesundheit auswirken können: Wir gehen in das brennende Haus, wo andere herauslaufen, wir sehen Sachen, wo andere weggucken, wir fassen an, wo andere loslassen und wir fahren oft los, wenn andere schlafen. Irgendwann wird es dann vielleicht ein Einsatz zu viel, man fühlt sich ausgebrannt, leer und möchte nicht mehr seinem Ehrenamt nachgehen, wenn die Sirene heult oder der Melder piept. Und wieder sitzt man zwischen zwei Stühlen! Ich kann doch meine Kameradinnen und Kameraden nicht alleine in den Einsatz lassen, die verlassen sich doch auf mich und in der höchsten Not wird jede Hand gebraucht. Doch wie gehe ich mit dem Stress um?

Nach dem schweren Zugunfall in Eschede hat man sich Gedanken gemacht, wie eine psychosoziale Hilfe wirken kann, wie sie organisiert wird und wer sie durchführt. Das war die „Geburtsstunde“ der Notfallseelsorge und die Kirchen übernahmen diesen Notfalldienst. In einer modernen Welt mit einer Informations- und Kommunikationsflut reicht die externe Versorgung jedoch nicht mehr aus. Es muss aus den internen Kreisen der Feuerwehr ausgebildete Kräfte geben, die „eine Wunde“ erkennen können, die ein „erstes Pflaster kleben“ und wissen, wie weitere Hilfe organisiert werden kann. Auch das gehört zu einem funktionierenden Arbeitsschutz dazu und es ist notwendiger denn je.

Im Pilotlehrgang "Wenn Helfer Hilfe brauchen" wurde an 4 Tagen, verteilt auf 2 Wochenenden die ersten 11 Einsatzkräfte der Feuerwehr im Rahmen der Kreisausbildung in Stadthagen zu PSU-Helfern ausgebildet. Der Ausbildungsrahmen orientiert sich an einem in Nordrhein-Westfalen 2016 aufgestellten Konzept. Die Lehrgangsteilnehmenden erhielten Basiswissen über Stressauslöser, Notfallstrukturen, Resilienz und wie das „erste Pflaster“ in und nach belastenden Einsätzen genutzt werden kann. Begrüßt wurden die Lehrgangsteilnehmenden zum Lehrgangsstart von Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote, der in seiner Ansprache auch noch einmal auf die Wichtigkeit dieses Themas verwies. Dann übergab er den Lehrgang an Ralf Schymon, der seit 2019 als Fachberater PSNV (PsychoSozialeNotfallVersorgung) für die Kreisfeuerwehr bestellt ist. Zudem ist Schymon auch der 2. leitende Notfallseelsorger für Schaumburg. Der 2. Fachberater der Kreisfeuerwehr, Pastor Norbert Kubba aus Sachsenhagen übernimmt im kommenden Jahr dann die erste Weiterbildung der ausgebildeten Kräfte.

Nach 32 Unterrichtseinheiten konnten 11 Kameradinnen und Kameraden ihre Lehrgangsbescheinigung in Empfang nehmen. 

Quelle: Website Landesfeuerwehrverband Niedersachsen