Im Rahmen der Feier „10 Jahre Newsletter Bürgerschaftliches Engagement in Stadt und Landkreis – ein Netzwerk mit Bestand“, hat der Hildesheimer Landrat Bernd Lynack als ehemaliges Mitglied der Enquetekommission schon vorweg genommen, dass ihm das Bürgerschaftliche Engagement im Landkreis Hildesheim am Herzen liegt, und er sich in den nächsten Jahren für eine stärkende Struktur einsetzen wird, die den Engagierten zu Gute kommen soll.
Petra Tiemann, Kommissionsvorsitzende der Enquetekommission, gab einen lebendigen und praktischen Einblick, wie die Zukunft des Engagements mehr unterstützt werden soll und hatte einen Wunsch: „Wer den Gesamtbericht (Bericht der Enquetekommission) liest und noch feststellt, dass ein Bereich nicht gesehen wurde, der wird aufgefordert, dies mitzuteilen."
Eine Demokratie lebt vom solidarischen, gemeinwohlorientierten Handeln. Das Engagement macht das Leben vor Ort lebenswerter, sorgt dafür, dass niemand aus der Gesellschaft ausgeschlossen wird und macht, dass die Welt ein besserer und gerechterer Ort wird. Die Engagierten erleben ihr Tun als sinnstiftend und dies gibt Stärke und Mut und bereitet auch Freude, trotz manchen Steinen, die im Weg liegen. Einige dieser Steine möchte die Enquetekommission aus dem Weg räumen. Die Handlungsempfehlungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Koordinierungsstelle
Die Einrichtung einer Koordinierungsstelle, die als zentraler Ansprechpartner des Landes für Vereine, Verbände und Initiativen fungiert. Die Stelle soll dazu dienen, zentrale Projekte wie z.B. die Engagementstrategie des Landes, Maßnahmen zur Entbürokratisierung oder die Anerkennungskultur koordiniert. - Niedersachsen-Ring
Aufwertung des bestehenden Landesbeirats Niedersachsen-Ring als themen- und fachübergreifender Verbund. - Fluides Engagement unterstützen
Die Entwicklung des projektbezogenen Engagements soll gleich den „klassischen“ Vereinen unterstützt werden, z.B. bei der Gewinnung neuer Zielgruppen oder bei der Bewältigung von Verwaltungsarbeit. - Digitalisierung
Kleinere Vereine brauchen Ausstattung und Qualifikation. Der FreiwilligenServer soll zu einem Ehrenamtsportal erweitert werden. - Versicherung
Der Rahmenvertrag mit der VGH soll erweitert werden, um eine Vermögenshaftpflicht für Vorstände und Personen in einem öffentlichen Ehrenamt, eine Dienstreisehaftpflicht der KFZ-Versicherung im Ehrenamt, eine Rechtsschutzversicherung und eine Veranstaltungshaftpflichtversicherung. - Tranparenzregister
Um den bürokratischen Aufwand zu minimieren sollen Einträge ins Vereinsregister automatisch ins Transparenzregister erfolgen. - Datenschutz
Pragmatische Entlastungen von Aufgaben wie z.B. die Ausweitung des „Medienprivilegs“ für die Öffentlichkeitsarbeit der Vereine sollen auf den Weg gebracht werden. Auch ein Datenschutzbeauftragter muss erst benannt werden, wenn mehr als 20 Personen 50% ihrer Arbeitszeit mit der Verarbeitung personenbezogener Daten verbringen. - Entbürokratisierung
Kleinprojektefonds sollen geschaffen, mehrjährige Förderungen erleichtert, sowie die Übertragung von Fördermitteln ins nächste Jahr ermöglicht werden. - Gemeinnützigkeitsrecht
Empfohlen wird die Einführung eines abgestuften Sanktionssystems, das erst bei schweren Verstößen den Verlust des Gemeinnützigkeitstatus zur Folge hat. - Sicherung finanzieller Förderungen
Die Einbringung von Eigenanteilen in Form von einer sogenannten Muskelhypotheken wird als sinnvoll angesehen. - Hauptamtliche Begleitstrukturen
Unter anderem sind für den Einsatz von qualifiziertem Personal in der Ehrenamtskoordination und im Freiwilligenengagement ausreichende finanzielle Förderungen zur Verfügung zu stellen. - Vielfalt
Anerkennung durch Juleica und Ehrenamtskarte. Der einfachere Erwerb der der JuLeiCa und der Ehrenamtskarte für junge Menschen soll beispielsweise forciert und in diesem Zusammenhang Vergünstigungen ausgebaut werden - Kostengünstige Jugendtickets
Eine Einführung für ganz Niedersachsen für Juleicainhaber*innen bis 25 Jahren sowie Menschen, die einen Freiwilligendienst leisten wird angestrebt. - Ehrenamt in der Schule
Eine Vernetzung von Organisationen und Schule soll u.a. curricular verankert werden. - Ausbau von Mentoringprogrammen
Mentoringprogramme sollten erweitert werden. - Unterstützung unterrepräsentierter Gruppen
Eine verstärkte Ansprache von unterrepräsentierten Gruppen soll gefördert werden.
Der Umsetzung der Empfehlungen darf gespannt entgegen gesehen werden.