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Aktuelle Meldungen

Folgen des Ukraine-Krieges für Selbsthilfekontaktstellen

Hannover. Die Ergebnisse der NAKOS-Befragung „Selbsthilfe im Blick 2022" mit Schwerpunkt auf Geflüchtete aus der Ukraine liegen vor.

Emblem Selbsthilfe Niedersachsen

Der Krieg gegen die Ukraine hält weiter an. Vor allem Frauen flüchten mit ihren Kindern vor Gewalt und Zerstörung. Die NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) wollte wissen: Welche Auswirkungen hat dies auf das Berufsfeld der Selbsthilfeunterstützung in Deutschland? Gab es Anfragen in Folge des Kriegsausbruchs? Und wenn ja, mit welchen Anliegen? Die diesjährige NAKOS-Befragung „Selbsthilfe im Blick 2022“ unter Mitarbeitenden in Selbsthilfekontaktstellen erfasste die aktuelle Situation der Selbsthilfe in Deutschland.

Ein Fragenkomplex widmete sich den Erfahrungen der Selbsthilfeunterstützenden im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Beteiligung der Selbsthilfeunterstützungsstellen Rund 60 Prozent (205/347) der angeschriebenen Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfe-Unterstützungsstellen haben im Zeitraum vom 16. Juni bis 12. Juli 2022 an der Umfrage teilgenommen.

Insgesamt gaben 21 Prozent der Befragten (42/205) an, Anfragen im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt erhalten zu haben. Dabei wendeten sich neben Menschen, die selbst aus der Ukraine geflüchtet sind und Helfenden aus der deutschen Zivilgesellschaft, auch Professionelle aus dem Versorgungssystem an die Selbsthilfekontaktstellen. Ganze 146 Befragte meldeten zurück, dass bislang keine Anfragen im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine eingegangen sind. Nur 17 Befragte (8 %) haben dazu keine Angaben gemacht oder hatten keine Informationen, ob Anfragen eingegangen waren. Ein Großteil der Anfragenden (17/42) suchte gezielt Kontakt zu Gleichbetroffenen zu konkreten Frage- oder Problemstellungen.

Es wurde vor allem der Austausch gesucht mit Menschen, die Traumatisierungen erlebt haben. Auch Betroffene von Gewalt und Studierende suchten Gleichgesinnte. Darüber hinaus erhielten die Selbsthilfekontaktstellen Anfragen von Menschen, die sich (vor allem weibliche) Gesprächspartner*innen und Gruppen von Menschen mit Fluchterfahrung wünschten. Auch Helfende und Gastgeberfamilien meldeten sich in den Selbsthilfekontaktstellen, um Kontakte zu Gleichgesinnten aufzubauen. Sie suchten den Erfahrungs- und Informationsaustausch mit Menschen, die ebenfalls Geflüchtete privat beherbergen.

Alltagspraktische und rechtliche Fragen
Es gingen Anfragen (8/42) zu speziellen alltagspraktischen oder rechtlichen Fragestellungen ein. Dabei wurden Spendenmöglichkeiten, Hilfe bei der Wohnungssuche, sozialrechtliche Fragen (SGB II / SGB XI), Übersetzungen oder Fragen zur Registrierung thematisiert. Es gab auch Beratungsanfragen mit Gesundheitsbezug, wie Übersetzungshilfen zu Diagnosen und spezielle Informationen zu Erkrankungen. Ferner gab es auch Kooperationsanfragen von psychologischen/psychotherapeutischen Einrichtungen und Fachkräften, die an einer Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe Interesse zeigten. In weiteren Anfragen (6/42) ging es um den Austausch von Bürger*innen ohne Fluchterfahrung. Dabei standen psychosoziale Themen wie Ängste und Sorgen vor den Auswirkungen des Krieges im Fokus.

Wirtschaftliche Folgen und die Haltung zu Waffenlieferungen Deutschlands beschäftigten die Anfragenden ebenfalls. Zurückliegende Kriegserfahrungen in der eigenen Biografie und damit verbunden wiederaufkommende Ängste waren außerdem Anliegen in der
Beratung (2/42).

Haben Sie weitere Erfahrungen, Hinweise oder Anregungen zu diesem NAKOS THEMA?
Melden Sie sich gern bei uns unter selbsthilfe@nakos.de.