Wer regelt die Angelegenheiten für jemand, der das infolge eines Unfalls, einer psychischen Krankheit, einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung nicht selbst ausführen kann? Wenn dies nicht im Vorfeld zum Beispiel durch eine Vorsorgevollmacht oder eine Betreuungsverfügung geklärt wurde, kann das Amtsgericht eine Rechtliche Betreuung anordnen.
Am 05. Juni 2024 haben Betreuungsvereine aus dem gesamten Bundesgebiet die 95. Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister im Schloss Herrenhausen in Hannover zum Anlass genommen, um auf die mangelnde Finanzierung des Hilfsangebots aufmerksam zu machen. In einem "Dorf der Informationen" sind über 300 Teilnehmer:innen mit den Politiker:innen ins Gespräch gekommen.
In Deutschland erhalten ca. 1,3 Millionen Menschen Unterstützung durch rechtliche Betreuung, wobei rund die Hälfte von ehrenamtlichen Betreuenden begleitet werden. In Niedersachsen werden allein über 125.000 Menschen betreut. Neben selbstständigen Berufsbetreuern sichern diese Arbeit 62 Betreuungsvereine ab, die selbst Betreuungen führen und das Ehrenamt beraten, begleiten und unterstützen. Die Caritas in Niedersachen hat zwischen Weser, Elbe und Harz 17 Betreungsvereine mit ehrenamtlichen und festangestellten Mitarbeiter:innen. Im "Dorf" ist die Caritas mit dem SKF`s Osnabrück, Oldenburg, Hannover, dem Betreuungsverein Peine und vielen weiteren vertreten.
Die staatliche Pflichtaufgabe, die von den Vereinen übernommen wird, wird nicht kostendeckend bezahlt. Die Situation wird durch die mangelnde Anpassung der Vergütung für geführte rechtliche Betreuungen verschärft, insbesondere angesichts von Inflation und hohen Tarifabschlüssen. Seit 2024 sehen sich Vereine mit einer existenzbedrohenden Situation konfrontiert. Steigende Kosten für Mitarbeiter:innen sind nicht gedeckt. Betreuungsvereine mit durchschnittlich 10 bis 15 Mitarbeiter:innen stehen vor jährlichen Mehrkosten von rund 60.000 Euro, denen sie ohne eine sofortige Anpassung des Vergütungsgesetzes für rechtliche Betreuungen nicht begegnen können.
Darüber hinaus kämpfen die Betreuungsvereine auch mit dem Fachkräftemangel im Bereich der Sozialpädagogik und dem demografischen Wandel, der zu einem Anstieg der Betreuungsbedürftigen führt. Die Betreuten erhalten aufgrund der steigenden Fallzahlen immer weniger Kontaktstunden mit ihren Betreuer:innen.
Quelle: Website Caritas Hildesheim